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In Maramuresch
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Zu dem, was uns über Rumänien berichtet
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Zeigen Sie irgendetwas, das Ihnen in
Rumänien gefallen hat, aber zeigen Sie etwas Positives"
wurde mir aufgetragen, und: Mach ein Foto an einem sonnigen
Tag. Der düsteren Novemberreportagen gibt es genug."
Rumänien bestehe nicht nur aus extrem oben und extrem
unten, sagen Florian und Cristina, aus Mafia und Bettlern
und Reichtum aus unbestimmten Branchen, aus Männern wie
dem, der sich die Southfork-Ranch nachbauen ließ
oder dem, der das Grundstück vor seinem neuen und prächtigen
Haus kaufte, um das Haus auf diesem Grundstück abreißen
zu können, da es die Sicht auf sein Haus verdecke, wobei
er mit seiner Familie im Zelt hinter dem Haus zu schlafen
pflegte. Es gäbe nicht nur sträunende Hunde und
Straßenkinder. Auch in Rumänien seien die meisten
Menschen normal. Sie gingen zur Arbeit, kümmerten sich
um ihre Kinder und führen in die Ferien.
Rares Kerekes schenkt mir eine Zeichnung. Sie
zeigt eine Kirche. Damit könne ich etwas Schönes
zeigen, sagt er, und außerdem solle ich erzählen,
dass man als Urlauber in Rumänien einem Menschen, der
einem ein Zimmer anbieten wolle, durchaus trauen dürfe
und nicht das Weite suchen müsse. Rares ist vermietet
eine Wohnung in Sighisoara. Nach dem Fall Ceausescus hat er
sie für zweihundert Dollar kaufen können und jeden
Monat zwei Dollar abbezahlt.
Ceausescu und seine Frau ausgerechnet am Weihnachtsabend
umgebracht habe, das sei ihm peinlich, sagt er. Rares ist
sehr jung. Mit sechzehn habe man ihn zu einer abgelegenen
Forstschule geschickt, um Förster zu werden wie sein
Vater und sein Cousin. Da habe er das Rauchen gelernt. Einmal
habe jemand in dem Wald, für den sein Cousin zuständig
war, im großen Stile Bäume gefällt und abtransportiert.
Der Cousin hätte ihn bei der Forstverwaltung angezeigt.
Die Forstverwaltung habe nicht geantwortet und am Monatsende
ihn, den Cousin, den Schaden von seinem kläglichen Gehalt
bezahlen lassen. So sei das mit der Korruption und der Mafia.
Auch über die Jäger unterhalten wir uns, die aus
Deutschland, Österreich und Spanien gern in das Land
kommen. Wir haben an der Grenze ihre Reisegesellschaften gesehen.
Sie kämen, um Gemsen zu schießen, sagt Rares. Das
Gemsenschießen ist verboten, aber ein Gemsenschießen
kann man organisieren. Ein befreundeter und im Gebirge kundiger
Mann ginge manchmal mit den Jägern Gemsen schießen.
Einmal hätten die Jäger das Gemsengeweih an sich
genommen, dem Führer aber untersagt, das Fleisch mitzunehmen:
Das sei ihnen unappetitlich erschienen, wo die Gemse doch
ein geschütztes Tier sei.
Ich weiß nicht, wie wir auf die Wahrsagerei
gekommen sind, aber zur Wahrsagerei hat Rares eine Geschichte
vom rumänischen Präsidenten erzählt, der die
bekannteste Wahrsagerin des Landes gefragt haben soll, wann
Rumänien der Europäischen Union beitrete. Wenn
die Schweine fliegen", habe die Wahrsagerin geantwortet.
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Ferienort in der Nähe von Bran
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Im Pfarrhaus von Neustadt
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Ich habe zwei Freunde. Sie sind Zwillinge und
beide schön. Ihre Namen, haben sie immer erzählt,
hätten sie wegen Gerd Müller und Uwe Seeler bekommen.
Gerd und Uwe kommen aus Neustadt bei Kronstadt. Gerd hat mir
aufgetragen, die Bären zu suchen, die nachts an den Mülltonnen
von Kronstadt fressen, was eine neue Attraktion für Gäste
sein soll, und die schwarze Kirche zu besuchen mit ihren türkischen
Teppichen.
Die Teppiche sollen Kaufleute mitgebracht haben, die im 17.
Jahrhundert im Orient Geschäfte machten. Ihre Reisen
waren gefährlich. In den Städten des Orients pflegten
sie einen Teppich zu kaufen mit dem Versprechen, ihn der Kirche
zu schenken, wenn sie heil nach hause kämen. Es soll
Stimmen gegeben haben, die gesagt hätten, türkische
Teppiche hätten in protestantischen Kirchen nichts zu
suchen. Aber die Geistlichen seien kluge Leute gewesen und
hätten erklärt, dass die Teppiche in den vielen
Jahren, die sie in protestantischen Kirchen hingen, ausreichend
christianisiert worden seien.
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Wir haben im Pfarrhaus von Neustadt geschlafen,
in hohen Betten bei Kachelöfen. Das findest du leicht,
hatte Uwe gesagt, das war schon immer das schönste Haus
am Platz. Einige Pfarrhäuser geben Zimmer an Gäste.
Die Gäste sind fast alle Siebenbürger Sachsen, die
nach Deutschland gezogen sind und zu Besuch kommen. Hatto
Müller schickt uns auf den Glockenturm. Dort oben habe
er jedes Jahr zum Reformationstag mit der Blaskapelle gespielt.
Eine feste Burg sei unser Gott habe man gegeben, und
Ehre sei Gott in der Höhe. Zwanzig Mann und zwanzig
Instrumente, und kalt sei es gewesen morgens um acht am Reformationstag.
Frau Porr ist in Neustadt geblieben, denn damals, als alle
weggingen, da sei ihr Schwiegervater alt und krank gewesen.
Seit zwanzig Jahren haben wir keine Konfirmation mehr
gehabt und keine Taufe", sagt sie. Auch ihre Tochter
ist gegangen. Dabei sollte eigentlich Hochzeit gefeiert werden.
Schweine habe man gemästet gehabt und 600 Liter Wein
im Keller. Frau Porr erzählt auch, wie es gewesen sei
auf dem Dorf in sozialistischen Zeiten. Jedem und jeder wurde
ein Arbeitsplatz in der Industrie zugewiesen. In Kronstadt
wurden zum Beispiel Motorräder gebaut. 4 Pferdestärken,
sagt Hatto Müller, und davon zwei betrunken. Die kollektive
Landwirtschaft wurde am Nachmittag nach der Industriearbeit
betrieben. Dann gab es noch den eigenen Garten, die Hühner
und das Schwein. Aber trotzdem erinnert man sich gern, sagt
sie.
In einer Kirche steht der schöne Satz:
Dieses Werk wurde mit Gottes Hilfe im Jahre 1488 beendigt,
als am Gerhardstag ein großer Schnee die Obstbäume
umbrach."
Selten war ich so evangelisch-lutherisch wie in Siebenbürgen.
Die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nutz."
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Tina und Nicu Olteanu haben uns in die
Casa Poporului geschickt, in den berühmten Palast,
den Ceausescu in den achtziger Jahren hat bauen lassen,
als die Rumänen auf Lebensmittelkarten einkauften
und es der Bevölkerung in keinem der sozialistischen
Länder so schlecht ging wie ihnen, wie die Rumänen
sagen. Nonnen haben die Vorhänge bestickt. Der
Palast hat einen Balkon, von dem Ceausescu zum Volk
sprechen wollte. Er ist gestorben, bevor er von diesem
Balkon sprechen konnte, und so ist Michael Jackson der
erste gewesen. Er habe gesagt: Hello Budapest!",
sagt die Frau, die durch den Palast führt.
Tina wollte, dass wir auf die Lichtschalter achten,
die in den meisten Fällen schräg eingebaut
sind.
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Nicu Olteanu stammt aus Videle, einer
Kleinstadt westlich von Bukarest. Um Videle wird Öl
gefördert. Am Mittag dämmert die Stadt in
der Ebene. Kurz vor den Wahlen hat der Bürgermeister
von Videle der Stadt ein Stück Bürgersteig
aus Marmor spendiert und einen neuen, behindertengerechten
Eingang zum Verwaltungsgebäude. Das fänden
sie bezeichnend für Rumänien, sagen Tina und
Nicu, diese absurde Pracht an absurdem Ort.
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Die Männer vor dem Verwaltungsgebäude untersagen
mir, das Haus zu fotografieren.
Ich mache ein geheimes Marmorbodenbild.
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Im Pfarrhaus in Neustadt hat man uns Grieben
mitgegeben, ein Stück Speck und rote Zwiebeln. Wir sind
nach Bukarest gefahren. Es war sehr heiß. Am Mittag
haben wir im Hotelzimmer Speck, Grieben und Zwiebeln gegessen.
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Die Schweiz und Bern grüßen die Stadt
Iasi
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In Iasi werden Künstler getroffen
und Grafiker, Philosophen, NGO-Mitarbeiterinnen und
Soziologiestudentinnen. Es ist eine schöne Stadt
mit Straßenbahnen und Bouquinisten. Die meisten
Straßenbahnen tragen Beschriftungen in deutscher
Sprache. Auf manchen steht Die Schweiz und Bern
grüßen die Stadt Iasi." Die Berner,
vermute ich, waren sich nicht sicher, ob die Bürger
von Iasi wissen, in welchem Land die Stadt Bern liegt,
und darum haben sie diese Formulierung gewählt,
als sie ihre Bahnen nach Iasi geschickt haben. Die Schweizer
Bahnen haben in jedem Fall die vornehmste Beschriftung.
Auf deutschen Bahnen wird für einen Baumarkt vor
den Toren von Halle oder für das Glücksspiel
geworben: Lotto - auf einmal bist du reich. Iasi
hat eine große Universität. Als ich krank
bin, werde ich in eines ihrer Institute gebracht und
in dunklen, großen Räumen von einem vertrauenerweckenden
Komitee von Physikern, Biologinnen und Ärztinnen
beraten. Insbesondere die Ärztin gefällt mir.
So wie sie stelle ich mir die Betreuerin von Nadja Comaneci
vor.
Ich halte einen Vortrag vor jungen Leuten
in der vector-Galerie. Matei Bejenaru leitet
die Galerie, und er leitet auch eine Biennale mit Namen
periferic, die im nächsten Jahr zum siebten
mal stattfinden wird. Zwei Listen mit Empfehlungen zu
Webseiten werden mir gegeben. Eine Studentin schreibt
einen Brief über lesbische Liebe und die Ablehnung,
die sie in Rumänien erfährt. Leider sei das
nicht nur in Rumänien so, schreibt sie, und deshalb
könne sie nicht sagen, dass die Homophobie das
rumänische Volk charakterisiere. In essence
we are all the same and we all want to be free and to
be happy."
Einen zweiten Vortrag gibt es im Goethe-Zentrum.
Draußen strömt der Regen und überschwemmt
die Keller. In der ersten Reihe sitzen zwei ältere
Herren. Einer ist Abgesandter der jüdischen Gemeinde,
und der andere ist Abgesandter des deutschen Kreises.
Zu meinen Vorträgen schenke ich Riesling aus. Ich
bekomme eine schöne blaue Schale und zwei Flaschen
moldauischen Dessertweins geschenkt, denn auf
keinen Fall dürfen Sie mit weniger nach Hause fahren,
als Sie mitgebracht haben."
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